HLA
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Er ist ein wahres Bregenzer Urgestein, hat beim Rekordmeister nicht nur sein Handwerk erlernt, sondern ist dem Verein seine ganze bisherige Karriere über treu geblieben. Mittlerweile ist Lukas Frühstück Kapitän, lief zudem 16 Mal im Nationalteam auf, erzielte dabei sieben Tore. Unser Kopf der Woche führte die Bregenzer am Wochenende mit seinen drei Treffern in den Schlussminuten zum Auswärtssieg über den SC kelag Ferlach.

Für euch gab es in der aktuellen Saison viel Auf und Ab. Zu Beginn Sieger des fanreisen.com HLA SUPERCUP, danach aber eine durchwachsene Saison und mit drei Liga-Niederlagen ins Jahr 2023 gestartet. Jetzt der Sieg in Ferlach. Was ist das wahre Gesicht von Bregenz Handball?
Lukas Frühstück: "Leistungssport ist knallhart. Solange eine Mannschaft gewinnt, ist alles in Ordnung. Stellt sich eine negative Serie ein, wird plötzlich alles hinterfragt. Das ist teilweise absurd. Als Beispiel möchte ich auf die vergangene Saison verweisen. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale im dritten aufeinanderfolgenden Jahr, trennte sich der Verein vom Trainer. Die Mannschaft zeigte eine Woche später eine starke Reaktion und gewann den Cuptitel. In der Folge war die Euphorie groß und diese konnte in die neue Saison übertragen werden, was mit dem Gewinn des Supercups verdeutlicht wurde. Die Reaktionen waren ebenfalls ausschließlich positiv und in der Folge wurde die Qualität der Mannschaft etwas überschätzt. Tatsächlich ist der Kader im Vergleich zum Vorjahr schwächer und uns begleiten Verletzungssorgen seit dem Saisonstart. Mit Ralf Patrick Häusle steht unsere Nummer eins schon fast die gesamte Spielzeit nicht zur Verfügung und feierte erst jüngst sein Comeback. Aleksic wurde aus der Handballpension zurückgeholt und es gab den ganz klaren Auftrag Kroiss als jungen Torhüter zu entwickeln. Hinzu kamen immer wieder punktuelle Ausfälle anderer Leistungsträger wie Vinogradov, Timm, Kritzinger oder zuletzt Kotar, was eine durchwachsene Spielzeit und wenig Konstanz zur Folge hat. Gleichzeitig hat das Trainerteam aus der Not der vielen Ausfälle eine Tugend gemacht und mit dem 7 gegen 6 eine Waffe entwickelt, die uns konkurrenzfähig macht. In der Abwehr stehen wir noch nicht stabil genug und auf der Torhüterposition fehlte die Konstanz. Allen Widrigkeiten zum Trotz, standen wir zum Jahreswechsel unter den Top 6. In das neue Jahr starteten wir erfolgreich und zogen gegen Linz in das Viertelfinale des ÖHB Cups ein. Eine Woche später gelang den Linzern die Revanche und wir verloren zum Ligaauftakt zuhause. Mit dezimierten Kader folgte die nächste Niederlage 7 Tage später gegen Vöslau. Zum Spiel in Wien möchte ich nichts sagen. In Ferlach gewinnen wir nun mit einer Mannschaft bestehend aus Eigenbauspielern dank einer starken kämpferischen Leistung. Alles immer nur schwarz oder weiß zu sehen, greift für mich als Sportler, der die Gegebenheiten schon seit vielen Jahren kennt, einfach zu kurz. Wir kämpfen als Mannschaft und gehen immer an unsere Leistungsgrenze. Aufgrund äußerer Umstände fehlt die Konstanz, aber wir nehmen die Herausforderungen jede Woche aufs Neue an. Das ist unser Gesicht. Wir wissen wie wir auftreten und wahrgenommen werden wollen, leider gelingt uns das derzeit zu selten."

Ihr steht im ÖHB-Cup als Titelverteidiger im Vietelfinale (Sa, 4.3. vs BT Füchse Auto Pichler) und in der ZTE HLA MEISTERLIGA ebenfalls mit eineinhalb Beinen im ZTE HLA Meister-PlayOff, also im Viertelfinale. Wie lauten eure Saisonziele? Was ist noch möglich?
Lukas Frühstück: "Wir können gegen jede Mannschaft gewinnen, aber auch gegen jedes Team verlieren. Das hat die bisherige Saison gezeigt. Das macht uns schwer ausrechenbar und es auch für mich als Kapitän nicht einfach, unser tatsächliches Leistungsvermögen abzuschätzen. Im Cup müssen wir theoretisch noch dreimal gewinnen, dann hätten wir unseren Titel verteidigt. Aber die Füchse sind formstark und haben zuletzt gegen Hard und Tirol gewonnen, sowie gegen WestWien unentschieden gespielt. Zudem müssen wir wohl Kotar, Timm, Kritzinger und Vinogradov vorgeben und auch hinter dem Einsatz von Häusle steht noch ein Fragezeichen. Wie schon gegen Ferlach werden wir, ungeachtet der Ausfälle, alles geben. Mit dem Publikum im Rücken können wir gegen Bruck bestehen."

Vor einigen Wochen wurde ungewöhnlich früh bekannt, dass Trainer Michael Roth nach dieser Saison Bregenz wieder verlassen wird. Seit vergangener Woche steht die Nachfolge mit Tanaskovic/Rinnerthaler fest. Wie siehst du als Kapitän die Trainer-Situation?
Lukas Frühstück: "Den Abgang von Michael Roth bedauere ich zutiefst. Gerne hätte ich mit ihm noch eine weitere Saison zusammengearbeitet. Ungeachtet dessen freue ich mich für die beiden „neuen“ Trainer. Marko lebt für diesen Sport, zudem kennt er die Liga und die Mannschaft sehr gut. In dem Jahr als Co-Trainer von Roth konnte er viel mitnehmen. Max war bereits gemeinsam mit Hedin Trainer der ersten Mannschaft und kennt das Geschäft. Zudem hat er sämtliche Eigenbauspieler der 1. Mannschaft in der Handball Akademie Mehrerau ausgebildet und leitet diese weiterhin. Also ein tolles Zeichen für den Verein, die Akademie und die Jugend von Bregenz Handball."

Du bist schon lange dabei, mittlerweile 31 Jahre. Wie lange siehst du dich noch auf dem Handballfeld? Und wie sieht der Plan für „danach“ aus?
Lukas Frühstück: "Das entscheide ich von Jahr zu Jahr. Mir ist es wichtig eine positive Rolle in der Mannschaft einzunehmen und meine Mitspieler zu unterstützen. Dabei ist es für mich nicht mehr entscheidend, wie viele Minuten ich spiele oder ob und wie viele Tore ich werfe. Als junger Spieler hätte ich das nicht für möglich gehalten, aber mit der Erfahrung kommt die Ruhe und man stellt sein Ego für den Erfolg der Mannschaft gerne hinten an. Wenn ich gebraucht werde, gebe ich für meine Mannschaft und meinen Verein alles. Derzeit mache ich gerade die Trainerausbildung zur B-Lizenz. Dem Handball möchte ich immer in der einen oder anderen Form verbunden bleiben."
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